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   Foto von Alexa

30. Januar 2025

Die Wechseljahre - „Change of life“?

Wie man sich von innen und außen abkühlt.

Stigma, Krankheit oder einfach nur Veränderung

Die englische Bezeichnung „Change of life“ des bei uns gebräuchlichen Begriffs „Wechseljahre“ spricht mir aus der Seele. Gerade deswegen, weil das Leben geprägt ist von „Veränderungen“ (Changes). Ob es um das Erwachsenwerden geht, um berufliche oder auch private und familiäre Veränderungen (z.B. Schwangerschaft, …). Und: Diese Veränderungen werden so ganz nebenbei mitbestimmt von diversen Hormonen, die verantwortlich sind für die uns begleitenden emotionalen Hochs und Tiefs. Dabei denkt man meist an die Sexualhormone, doch die Fabrik Mensch hat noch viel mehr Hormone zu bieten: Kortison, Adrenalin, Serotonin, Melatonin…um nur die gängigsten zu nennen.

Und in einer fühlbar anstrengenden Phase unseres Lebens, wenn unsere Schulkinder pubertieren, die berufliche Karriere oft auf dem Höhepunkt zu geht und finanzielle Anschaffungen im wahrsten Sinn des Wortes „ins Haus (bzw. Eigenheim) stehen“ - also um das 43.- 45. Lebensjahr herum, treiben auch wieder Hormone ihr „Unwesen“. Bspw. nimmt die Progesteronproduktion im Körper langsam ab. Schlafstörungen, Hitzewallungen und Gereiztheit werden dem stressigen Alltag zugeschrieben, haben aber vorrangig mit dieser hormonellen Veränderung zu tun.

Fakten und Tabus

Laut der OEGGG (Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe) befinden sich in Österreich aktuell 1 Million (!) Frauen im Wechsel. Unglaublich viele, wenn man im Gegenzug bedenkt, wie stark dieses Thema in der Gesellschaft immer noch tabuisiert ist.

Durchschnittlich ein Drittel dieser Frauen durchlebt diese Phase des Lebens mehr oder weniger beschwerdefrei, während das zweite Drittel unter mäßigen „Symptomen“ leidet. Ein Drittel fühlt sich im Alltag eingeschränkt und sucht ärztliche Hilfe auf.

Ich wage zu behaupten, dass ein tiefes Verständnis für diese Situation nur jene Frauen aufbringen können, die selber Ähnliches erleben oder erlebt haben.

Männer VS. Frauen

Während bei uns Frauen der Spiegel der Sexualhormone schubweise abnimmt, entwickeln sich die Wechseljahre bei den Männern langsam über Jahre hinweg. Damit kann sich der männliche Körper leichter an das sinkende Hormonniveau anpassen. Circa die Hälfte der Männer bekommt von ihren Wechseljahren gar nichts mit und die andere Hälfte kann sie leichter kaschieren oder ignorieren. Doch auch hier sind es ähnliche Anzeichen wie Müdigkeit, nachlassende Muskelkraft und Muskelmasse, Zunahme an Bauchfett, Nervosität und verringerte Libido. Arteriosklerose, Osteoporose und das metabolische Syndrom (= Bluthochdruck, hoher Blutzucker, hohe Cholesterinwerte) mit inbegriffen.

Lange Rede kurzer Sinn:

Foto von KoolShooters

Für (oder gegen) Alles ist ein Kraut gewachsen. In unserem Fall viele Kräuter: Rotklee, Traubensilberkerze, Salbei, Mönchspfeffer, Melisse, Frauenmantel, Schafgarbe….sind eine gute Option für jene Frauengruppe, die unter mäßigen Einschränkungen leidet.

Nicht vergessen sollte man allem voran eine gute Nährstoffversorgung. Es gibt perfekt abgestimmte Kombipräparate in der Apotheke inklusive fachlicher Beratungskompetenz. Ein Vitamin B Komplex mit allen 8 B-Vitaminen dient einerseits einer ausgeglichenen Psyche, indem diverse Hormone reguliert werden (z.B. Serotonin, Melatonin, Östrogen…)  und versorgt andererseits Haut und Schleimhaut. Ähnliches gilt für Magnesium (300-500mg/Tag) und Zink (15-30mg/Tag). Einer meiner Favoriten ist das 5HTP, gewonnen aus der Schwarzbohne (50-200mg/Tag, Vorsicht Kontraindikationen!) und die Omega 3 Fettsäuren aus Fisch bzw. Algen gegen das sogenannte „Silent Inflammaging“. Ein ausreichender Vitamin D3-Status gehört ja fast schon zum guten Ton!

Lebenswandel

Der Benefit einer Alkoholreduktion ist besonders in dieser Lebensphase spürbar und ein sportliches Rahmenprogramm sehr zu empfehlen. Auch wenn sich bisher viele Vorsätze als schwierig erwiesen haben, ME-TIME wird jetzt immer wichtiger, um Energie zu bündeln und Leistung erbringen zu können. Dazu gehört auch genügend Raum für Stressabbau, ausreichend Schlaf und „psychische Hygiene“. 

Und wenn alle diese Maßnahmen allein nicht greifen, dann steht uns glücklicherweise die Hormonersatztherapie (HET) zur Verfügung! Vor ca. 20 Jahren noch verteufelt hat sie in neuer Form mit bioidenten Hormonen in den Arztpraxen wieder Einzug gehalten. Individualisiert, oft auch begleitet von vorangegangener Hormondiagnostik kann sie Wunder bewirken. Während die Ansätze im letzten Jahrhundert sehr trivial waren, werden heute diverse Hormone wie Progesteron, Estradiol, Estriol, DHEA, Serotonin, Testosteron, Thyroxin…gemessen und dementsprechend erfolgt die weitere Vorgehensweise.

Die HET ist zwar nicht für jede Frau geeignet bzw. gibt es auch Kontraindikationen, aber ich bin eine starke Befürworterin!

Last but not least

Veränderungen gehören zum Leben, besser gesagt: Leben ist der Inbegriff von Veränderung!

In einer Gesellschaft, die das Junge, Schöne und Starke hochstilisiert, wird es immer schwieriger, dankbar und zufrieden das Leben mit allen Höhen und Tiefen als Geschenk zu betrachten und zu genießen. Unsere moderne Medizin macht vieles möglich, verbessert, verlängert das Leben…

Aber letztlich liegt es in der Hand jedes Einzelnen, sein Glück und seine Berufung zu finden - nicht erst ab der Lebensmitte.

Herzlichst,
Ihre Doris